Saturday, June 27, 2015

Det gælder din frihed, Theodor Christensen, 1946

Ein Kompilationsfilmmeisterwerk aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Im ersten Teil geht es um die mindestens implizite Kollaboration Dänemarks mit Nazideutschland bis zum 29.08.1943 (als sich das Parlament der Aufforderung der Deutschen widersetzte, vermittels weitgehender Eingriffe in Freiheitsrechte sich auch ganz offiziell auf die Seite der Nazis zu schlagen), im zweiten Teil um den heroischen Widerstand nach dem 29.08.1943. Vor allem im ersten Teil finden sich unerwartet bittere Bilder, bzw Montagen: Liebliche dänische Volkskultur in grünen Wiesen wird gegengeschnitten mit Nazi-Stechschritt - und zwar gerade nicht, um beides als miteinander unvereinbar zu zeigen. Ganz im Gegenteil soll letzteres als Rückseite des ersteren sichtbar werden. In einer anderen Sequenz kopiert Christensen den Schatten von Kampffliegern über Stadtpanoramen.

Alle Wunden schmerzen noch und an Vergebung ist noch lange nicht zu denken. Wütend, aber auch mit einigem Witz attackiert Christensen die Appeasement-Politik der frühen Kriegsjahre, die Kollaborateure, natürlich auch die Nazis selbst. Seine wirkmächtigste Taktik: Er lässt sie selbst sprechen. Lange Zitate werden verlesen, manchmal im Originalton, manchmal von einer (nicht ganz, aber einigermaßen neutral intonierenden) Sprecherstimme aus dem Off, in denen sich eine Gesellschaft ihrer eigenen Handlungsmacht zu berauben droht. Dazu treten in diesem gleichzeitig von einem höchstpersönlichen Affekt durchdrungenen und vielstimmig orchestrierten Film Christensens eigene Voice Over (die ebenfalls, soweit ich mich erinnern kann, von verschiedenen, teils auch von weiblichen Sprechern verlesen werden). Die sprechen ihrerseits sicherlich nicht von einer 100%ig aufgeklärten, ihre eigenen, einem eher klassisch bürgerlichen Patriotismus verpflichteten Voraussetzungen durchschauenden Position her; aber wie sie stets erst die Geschichte selbst in Wort und Bild zu Wort kommen lassen, um sie dann da, wo es Not tut, zu überschreiben, neu zu konstellieren: Das dürfte schon so ziemlich das eindrücklichste Modell von politischem Kino sein, das mir in der letzten Zeit begegnet ist.

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