Thursday, February 23, 2006

Deserto di fuoco, Renzo Merusi, 1971

Deutsch: Dolanies Melodie - Melodie des Todes (zumindest auf Tele5)
Deserto di fuoco ist eine sehr seltsame Italowesternvariation, verlegt nach Arabien (oder an einen Ort, der Arabien darstellen soll, gefilmt wurde wahrscheinlich in derselben spanischen Wüste, die auch Schauplatz zahlloser Ringo-, Django- und Zapatafilme war). Allzu viel Mühe hat sich niemand gegeben, die Produktion mit etwas Lokalkolorit anzureichern, ein wenig pseudoorientalischer Singsang auf der Tonspur und ein bisschen nahöstliches Allerlei (wahrscheinlich auf einem Flohmarkt zusammengekauft) über die spärlichen Sets verteilt - das wars.
Vor dieser erbärmlichen Kullisse entspinnt sich ein abstruser, in seiner ganzen Hirnverbranntheit aber sehr reizvoller Actionreißer, der an politischer Unkorrektheit kaum zu überbieten ist. Es treten auf: ein ständig besoffener Franzose, der wohl mehr so aus Versehen eine bis an die Zähne bewaffnete Araberin geheiratet hat, seine Tochter, gespielt immerhin von Edwige Fenech (wie wir zum Glück erfahren, ist sie zu 100% französisch, nicht einmal der Hautfarbe ist die begangene Rassenschande anzumerken), eine Mischung aus Schlampe und Vamp, der schon mal minutenlang eine Brust aus der Bluse hängt, ohne dass sie etwas dagegen unternimmt (oder habe ich das geträumt? Der Film war einfach zu bizarr...), ein absolut grandioser Arab-Rambo, komplett mit Sonnenbrille und geistigem Totalschaden, sowie als Höhepunkt einen (natürlich) blondgelockten Helden, der mithilfe einer goldenen Gitarre die Französin heim ins Reich oder zumindest nach Europa holt und nicht viel mehr zurücklässt als verbrannte Erde.
Auch ein Schatz spielt natürlich eine Rolle. Wer den bekommt, ist am Ende natürlich egal. Deserto di fuoco gehört sicherlich nicht zu den Meisterwerken des italienischen Genrefilms (die Informationslage über den Streifen ist, angesichts der Tatsache, dass die meisten Schauspieler durchaus routinierte Exploitationveteranen sind, geradezu erschreckend dünn), seine unironische und gleichzeitig psychedelisch flirrende Inszenierung machen ihn jedoch zu einem Geheimtipp für alle, die auch abseits der ganz großen Filmkunst zu suchen bereit sind.

1 comment:

Anonymous said...

Danke sehr an den Autor.

Gruss Nadine