Saturday, April 21, 2012

No Way Out, Roger Donaldson, 1987 (American Eighties 20)

Hinter den generischsten Titeln verstecken sich die frenetischsten Filme. No Way Out ist durchdrungen von Begehren. Die politische Rückseite des Begehrens aber ist Zynismus. "Lucky it's not a bullshit detector or none of us would get in", meint Sean Young (als laszive Verführerin wenig überzeugend, später dann als manisch kichernde Genießerin umso großartiger), nachdem ihr Körper von oben nach unten auf Metall gescannt wurde. Costner blickt ihr aufgeregt hinterher, sie lächelt zurück, das ist die erste Begegnung, die Sache ist eigentlich schon entschieden. "You're pretty cynical" sagt er ein paar Blick- und Wortwechsel später, 1987 scheint das als Pickup-Spruch funktioniert zu haben. Im Taxi lassen sie dann, bevor sie sich übereinander her machen, eher pflichtschuldig die Trennwand zum neugierigen Fahrer herunter, dessen Begehren sie eigentlich durchaus auch als ein berechtigtes anerkennen.

Das zentrale Begehren hat nichts exklusives in No Way Out, es greift fast automatisch aus, erfasst andere Figuren: ihre Freundin, ihren anderen Geliebten, schließlich das gesamte Pentagon. Kevin Costner ruft seine Lady kurz nach Beginn der Affäre im Hawaii-Hemd, als wild thing aus dem philippinischen Stripclub an (kurz vorher wurde er, einfach so, zum Helden, weil er sich auf einem Kriegsschiff den Wellen entgegen geworfen hatte): kein Problem für den Film, der affirmiert den unglaublich guten Costner (dem man vom offenen Gesicht direkt in die Seele blicken zu können meint; der über keinerlei Impulskontrolle zu verfügen scheint) mit Haut und Haaren. Ehe und eigentlich auch Liebe sind keine Optionen im Film, es gibt nur die (beide Partner vitalisierende) Affaire ohne echte Intimität (zum Sex ins fremde Bett) und das asymetrische Ausbeutungsverhältnis Geliebte / Gönner. Die klassischen Container für Intimität und Sex sind sonderbarerweise noch nicht mal als Handlungshorizonte verfügbar.

 Das zentrale Begehren fällt plötzlich, ziemlich genau in der Filmmitte, weg, einem Affektmord zum Opfer (Schuld daran ist vorderhand Gene Hackman, Youngs anderer Geliebter; vielleicht aber eigentlich doch eher Costner selbst, weil der kurz vorher zum ersten Mal eine Begrenzung in das Begehren einziehen will, auf Exklusivität pocht; dass er sich in einem nennenswerten Sinn verliebt hat, kann man trotzdem kaum behaupten). Es geht dann später um zwei Begehren: das objektlos gewordene Costners und ein blockiertes, homosexuelles (Will Patton ist mindestens so großartig wie Costner), das ein, da kann man kaum drum herum reden, schon recht problematisches Ende findet - aber andererseits kommuniziert der Film so offen, dass vielleicht gerade dieses Ende reflexiv wird, die krude Konstruktion durchsichtig macht auf die impliziten homophoben Tabus nicht nur dieses Films, sondern des gesamten Kinos der Mittachtzigerkörperexzesse; auch die besten dieser Filme - neben dem in diesem Kontext allerdings trotzdem atypischen No Way Out sind das für mich bislang Perfect von James Bridges und Hardbodies von Mark Griffiths - stoßen da immer wieder an innere Grenzen.

 Der zweite Teil ist atemberaubend dynamisch und spielt komplett im Inneren des Pentagon. Costner leitet und torpediert die Ermittlungen gegen sich selbst und legt mehr oder weniger das gesamte Verteidigungsministerium lahm (für Spannung sorgt frühe Computertechnik: ein Bild, das sich selbst zeichnet, wird irgendwann den vermeintlichen Täter, also Costner, zeigen). Das politischem Zynismus entsprungene Begehren hat sich (vielleicht konsequenterweise) zur Staatskrise ausgeweitet.

2 comments:

Anonymous said...

"Kostner" heißt übrigens Costner....

Lukas Foerster said...

oha... thanks