The Egotic World / Unmathabudham Jagath eröffnet das Profile-Programm und scheint auch sonst in jeder Hinsicht der Ausgangspunkt des Werks zu sein: ein gut halbstündiger 16mm-Film, entstanden als Abschlussfilm am Satyajit Ray Film and Television Institute, kompromisslos sowohl in seiner kosmologischen Ambition, als auch in der poetischen Radikalität der Bildsprache. Verschiedene Erzählungen stehen nebeneinander, kommentieren sich, durchkreuzen sich, einige bleiben ganz im Mündlichen, andere ganz im Bildlichen. Es gibt auch ein Industriegebiet in der Welt des Films, aber hauptsächlich zeigt er Aufnahmen von weitem Land, von wilder, aber darum nicht unberührter Natur; vielleicht kann man tatsächlich sagen: von berührter Natur, von einer Natur, die von einem eigenwillig transformativen Kamerablick berührt wurde und sich deshalb verändert hat (besonders im Gedächtnis haften bleibt ein langer, langsamer Schwenk in der Totalen, mit Fischaugenoptik, ein Schwenk, der alle Geschichten suspendiert), die manchmal auch ganz konkret von Menschen berührt wird, von einem nackten jungen Mann zum Beispiel, der sich in einen Baum kauert. (Andere Assoziation: Der Film ist wie in kursiv gesetzt.)
Dieser Mann ist nicht identisch mit der Autoreninstanz des Films, erst recht ist er nicht Ursprung all jener Erzählungen, die der Film in kreativer Unruhe hält; aber er ist doch eine Art Zentrum als das eine empfindsame Subjekt (Künstlersubjekt?), auf das alle Bilder, Erzählungen und Soundereignisse (die sowieso eine Sache für sich sind... ich muss den Film bald noch einmal sehen) projiziert werden.
Die anderen Filme unterscheiden sich von The Egotic World vor allem dadurch, dass eben dieses Künstlersubjekt wegfällt.
Die Bilder- und Erfahrungsräume, die weiterhin auch innerhalb der einzelnen Filme denkbar disparat bleiben, müssen auf andere Art zusammengehalten werden. Genauer gesagt: In den kurzen Arbeiten A Perfumed Garden und Broken Glass, Torn Film müssen sie gar nicht zusammen gehalten werden, die bestehen nur aus einem einzigen Bilderrausch, der halt irgendwann endet. Unglaublich großartige Bilder findet Vijay in A Perfumed Garden in einem Supermarkt, in dem, glaube ich mich jedenfalls zu erinnern, ein Mann ungestüm auf die Kamera zurennt, so als wären die Waren ihm plötzlich nicht mehr geheuer.
Dann gibt es zwei Filme, die vom Format zusammengehalten werden: zwei Dokumentarfilme, einer (The Razor's Edge) über Rituale (Untertitel: A Video With Oracles), ein zweiter (Venomous Folds) über ein schwer bestimmbares Thema, eventuell den Tod. In beiden steht Sammeln (von Bildern, Tönen, wiederum: Geschichten) weit vor dem Ordnen. In Venomous Folds gibt es eine grandiose Szene mit einem Schlangentrainer, der über seine Arbeit erzählt, während um ihn herum jede Menge Kobraslauern, mit erhobenem Kopf.
Vijays vielleicht tollste Arbeit ist wieder völlig anders: Video Game ist ein mittellanger Essayfilm, der direkt auf den Ausgangspunkt, auf The Egotic World zurück verweist: Jemand (Vijay? Eine Filmcrew? Oder nur eine Voice-Over-Stimme?) kehrt zu den Drehorten dieses ersten Films zurück und denkt dabei nach über Filmontologisches und Video-Mnemotechnik, über das Selbstverständnis von Kunst und das erotische Potential von Autos (Ballards Crash wird als Inspiration genannt; Cronenberg ist auch nicht weit). Der Voice Over verleiht dem Film an der Oberfläche eine Festigkeit, die den anderen fehlt. Die Bilder und Gedanken sind dafür nur umso freier.
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Das Gespräch nach dem ersten der beiden Filmprogrammen: Olaf Möller stell Vijay ziemlich spezifische Fragen, zB nach einzelnen Namen in den Abspännen, Vijay biegt seine Antworten schnell ins Grundsätzlichere ab, beginnt auf eine ziemlich großartig atemlose Art zu dozieren, durchaus theorielastig. Wenn er mit einem Gedanken fertig ist, beginnen sich seine Hände hektisch zu bewegen, als versuche er, die Reflexionsmaschine wieder anzukurbeln.
Dieser Mann ist nicht identisch mit der Autoreninstanz des Films, erst recht ist er nicht Ursprung all jener Erzählungen, die der Film in kreativer Unruhe hält; aber er ist doch eine Art Zentrum als das eine empfindsame Subjekt (Künstlersubjekt?), auf das alle Bilder, Erzählungen und Soundereignisse (die sowieso eine Sache für sich sind... ich muss den Film bald noch einmal sehen) projiziert werden.
Die anderen Filme unterscheiden sich von The Egotic World vor allem dadurch, dass eben dieses Künstlersubjekt wegfällt.
Die Bilder- und Erfahrungsräume, die weiterhin auch innerhalb der einzelnen Filme denkbar disparat bleiben, müssen auf andere Art zusammengehalten werden. Genauer gesagt: In den kurzen Arbeiten A Perfumed Garden und Broken Glass, Torn Film müssen sie gar nicht zusammen gehalten werden, die bestehen nur aus einem einzigen Bilderrausch, der halt irgendwann endet. Unglaublich großartige Bilder findet Vijay in A Perfumed Garden in einem Supermarkt, in dem, glaube ich mich jedenfalls zu erinnern, ein Mann ungestüm auf die Kamera zurennt, so als wären die Waren ihm plötzlich nicht mehr geheuer.
Dann gibt es zwei Filme, die vom Format zusammengehalten werden: zwei Dokumentarfilme, einer (The Razor's Edge) über Rituale (Untertitel: A Video With Oracles), ein zweiter (Venomous Folds) über ein schwer bestimmbares Thema, eventuell den Tod. In beiden steht Sammeln (von Bildern, Tönen, wiederum: Geschichten) weit vor dem Ordnen. In Venomous Folds gibt es eine grandiose Szene mit einem Schlangentrainer, der über seine Arbeit erzählt, während um ihn herum jede Menge Kobraslauern, mit erhobenem Kopf.
Vijays vielleicht tollste Arbeit ist wieder völlig anders: Video Game ist ein mittellanger Essayfilm, der direkt auf den Ausgangspunkt, auf The Egotic World zurück verweist: Jemand (Vijay? Eine Filmcrew? Oder nur eine Voice-Over-Stimme?) kehrt zu den Drehorten dieses ersten Films zurück und denkt dabei nach über Filmontologisches und Video-Mnemotechnik, über das Selbstverständnis von Kunst und das erotische Potential von Autos (Ballards Crash wird als Inspiration genannt; Cronenberg ist auch nicht weit). Der Voice Over verleiht dem Film an der Oberfläche eine Festigkeit, die den anderen fehlt. Die Bilder und Gedanken sind dafür nur umso freier.
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Das Gespräch nach dem ersten der beiden Filmprogrammen: Olaf Möller stell Vijay ziemlich spezifische Fragen, zB nach einzelnen Namen in den Abspännen, Vijay biegt seine Antworten schnell ins Grundsätzlichere ab, beginnt auf eine ziemlich großartig atemlose Art zu dozieren, durchaus theorielastig. Wenn er mit einem Gedanken fertig ist, beginnen sich seine Hände hektisch zu bewegen, als versuche er, die Reflexionsmaschine wieder anzukurbeln.
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