Keine Essayfilme mehr, weil der Essayfilm von einer Ordnung der Bilder ausgeht, die keine Geltung mehr hat. Von einer Gemeinschaft der Bilder, die im ordnenden Zugriff des Subjekts sich als ein Diskurs entfaltet, der auf die Relevanz und Selbstidentität jedes einzelnen Bildes zurückverweist. Einer Selbstidentität, die dann wiederum vom selbstidentischen Subjekt beglaubigt wird. Damit ist der Zirkelschluss vollendet. Die Bilder kommunizieren im Essayfilm nicht als Bilder miteinander, sondern als Stellvertreter ihrer ihnen oktroyierten kognitiven Essenz. Der Essayfilm ist das Bilderbuch des alten Europas. In Wien ist die Welt noch in Ordnung, denke ich mir, wenn ich einen Essayfilm sehe. Aber die Welt ist nicht Wien.
Keine Videoessays mehr, weil der Videoessay statt das Bild das Ich überhöht. Den kritischen Zugriff durch das transzendentale Subjekt ersetzt er durch etwas Schlechteres, die stets bloß affirmierende Blindheit des Affekts. Das Bild wird zum Signum einer narzisstischen Verletzlichkeit, die technische Vermittlung ignoriert und dem Kitsch Tür und Tor öffnet. Die Bilder sollen wieder uns selbst gehören, spricht sein Fantasma, nicht der Macht. Eben in seiner vermeintlichen Bescheidenheit entmächtigt der Videoessay das Bild. Dass das Bild ein Rätsel sein könnte, dessen Lösung außerhalb meines Blicks liegt: diesen Gedanken kann der Videoessay nicht denken.
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