Thursday, December 14, 2023

tommy

in der häme über gottschalk artikuliert sich auch deutscher selbsthass. denn sein publikum wusste stets, dass gottschalk, seinem erfolg zum trotz, nicht deutsch genug war fürs deutsche fernsehen. sein sehnsuchtsort war und blieb amerika, die amerikanische kulturindustrie. die alltäglichkeit, die beiläufigkeit ihres glamours, die abwesenheit alles staatstragendenden. anders als sein nachfolger raab und sein nachnachfolger böhmermann verstand gottschalk fernsehen als alltagsbegleitung, als alltagsglamourisierung, nicht als eventproduktionsschmiede. nur schmidt war ihm, eine weile lang, nah im deutschen fernsehen, doch wo der immer etwas zu sehr um seinen ruf beim feuilleton und um den anschluss an die hochkultur bemüht war, blieb gottschalks problem die überidentifikation mit den etablierten formaten des mainstreams: die große samstagabendshow. auch im jeweiligen abschiednehmen treten die beiden entertainerschicksale auseinander. schmidts ende ist tragisch, gottschalks eine farce.

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