Lutz Seiler, Kruso
Jenny Erpenbeck, Kairos
Helga Schubert, Der heutige Tag: Ein Stundenbuch der Liebe
Es ist schon Monate her, dass ich die drei Bücher gelesen habe, aber ich konnte mich, bis jetzt gerade, nicht dazu durchringen, ihnen auch nur ein paar Zeilen zu widmen. Nicht, weil sie besonders schwach wären; zwei der drei gehören zu den interessanteren des Samples, selbst beim dritten (Erpenbeck) kann ich nachvollziehen, was einen daran reizen könnte. Eher ist das gesamte Projekt in die Krise geraten; die Gedanken und Energien sind anderswo gebunden, wenn sie nicht eh verpuffen, die Bücher mit ihren oft anstrengenden Agenden sind jedenfalls meist arg weit weg von dem, was mich sonst umtreibt.
Aber vielleicht kann ja gerade dieser Abstand Ansporn sein? Jedenfalls habe ich beschlossen, doch weiter zu lesen und nehme mir vor, immer erst einmal von der Annahme auszugehen, dass die deutsche Gegenwartsliteratur ein fremder Planet ist, auf dem ich mich wenn dann nur sehr zufällig heimisch (oder auch: auf produktive Weise nichtheimisch) fühlen kann.
An Helga Schuberts Buch etwa habe ich nicht das Geringste auszusetzen, es nimmt unaufgeregt und kein bisschen eitel eine Perspektive des Alters und der emotionalen Sicherheit im Blick auf ein bereits gelebtes Leben ein, die mir imponiert und der ich bislang, glaube ich, nicht oft begegnet bin; und doch greife ich durch die Sätze hindurch und bekomme nichts zu fassen als ein ewiges in sich selbst Ruhen. Das ist natürlich arg vage und geht kaum auch nur als Beschreibung durch. Jedenfalls: hängengeblieben ist nichts. Die Löchrigkeit meiner Erinnerung als Maßstab für auch nur irgendwas zu nehmen ist allerdings erst recht unsinnig, also belasse ich es lieber dabei.
Dass sowohl Seiler als auch Erpenbeck in ihren vom Erzählgestus her sonst so grundverschiedenen Büchern das Ende der DDR in verqueren Coming-of-Age-Erzählungen spiegeln, ist ein schöner Zufall. Bei Seiler macht sich die Allegorie, wenn es denn eine ist, selbstständig; bei Erpenbeck nicht. Bei Seiler führt sie in ein Off der Geschichte, in eine instabile Gegenwelt, die sich Satz für Satz gegen ihr eigenes Verschwinden wehrt; bei Erpenbeck führt sie zurück zur Welt und zur Geschichte, wie wir sie kennen, zu Sätzen, die so banal sind, dass ich nicht anders kann als mich zu fragen: dafür der Auwand?
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