Der Anfang führt in die Irre - und doch nicht: Zwei Männer führen eine humoristische Tanznummer auf; zwar stecken sie dabei nicht in einem Eselskostüm wie in Travelling Actors, aber auch hier ist klar, dass es nicht unbedingt um die Könige der Entertainment-Industrie geht, sondern eher um zwei Außenseiter, die sich am prekären Rand der Spaßgesellschaft abstrampeln. Tatsächlich sind die beiden, stellt sich bald heraus, hauptberuflich stinknormale Firmenangestellte, salary men, die sich lediglich aus Unterwürfigkeit gegenüber ihrem Boss gelegentlich in Kostüme zwängen um kurze Sketsche oder Tänze aufzuführen.
Nimmt man den recht offensichtlich mit einem prodemokratischen Propagandaauftrag versehenen Film beim Drehbuch-Wort, so geht es ihm darum, dass die beiden Angestellten sich von ihrer Clownsrolle, die von einem falsch verstandenen Loyalitätsgefühl herrührt, zu emanzipieren haben. Was schließlich auch, dank der jüngeren, progressiveren Generation gelingt.
Freilich geht der Film insgesamt so gar nicht in diesem Fortschrittsnarrativ auf; anstatt einer bürgerlich-aufgeklärten conclusio zuzustreben, verflüchtigt er sich auf bezaubernde Art in ein Nebeneinander von nur selten wirklich komischen, meist eher derangierten, aber insgesamt durchaus bezaubernden Einzelnummern, die die beiden Hauptdarsteller (die bezeichnenderweise nicht als Filmschauspieler, sondern als manzai-Comedy-Team Berühmtheit erlangt hatten) mal gemeinsam, mal alleine mit sozialen Situationen konfrontieren, die eher läppisch als analytisch eine Unangemessenheit bezeichnen: Die beiden passen einfach sehr grundsätzlich nicht in das Leben, das sie führen - und zwar passen sie genausowenig zu ihren progressiven Familien, wie zu ihren reaktionären Bossen.
Die eigentliche Differenz ist eine andere: Auf der einen Seite gesellschaftliche Zwangssysteme (Familie / Firma), die auf Seßhaftigkeit und Besitzstandwahrung aus sind, auf der anderen Seite zwei grundsätzlich desintegrierte Individuen (nicht free as a bird, aber doch dem Vagabundieren nahe; wobei ihr Vagabundieren eher eine Selbsttechnik ist als ein Lebensstil). Insofern sind die beiden eigentlich nur in jenen Szenen ganz bei sich, in denen das Drehbuch sie als gedemütigt vorführen möchte: Eben wären der Auftritte für die Bosse. In diesen Szenen offenbart sich der Film als eine Fortführung von Naruses Showbiz-Filmen der Vorkriegszeit (Travelling Actors, Tsuruhachi and Tsurujiro, Five Men in the Circus etc). Im Nachkriegsjapan ist kein Platz mehr für solche ihre Haut zum Entertainment-Markte tragende Herumtreiber. Auch sie müssen ab sofort in die Produktion. Naruse lässt sie immerhin noch einmal einen Film kaputt machen.
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