Thursday, February 26, 2009

In passing

Sky Captain and the World of Tomorrow, Kerry Conran, 2004

Direkt nach Watchmen habe ich einen Film aus meiner Sammlung ausgegraben, auf den ich nie wirklich Lust hatte, der mir jetzt aber die Dosis Fascho-Kitsch versprach, die Snyder über weite Strecken schuldig geblieben ist. Natürlich habe ich dann auch bekommen, was ich wollte / verdiene, aber insgesamt hat mir der Film tatsächlich recht gut gefallen.
Man darf natürlich fragen, warum sich Conran an das alte Hollywood, dessen Evokation einziges Ziel der Übung ist, so ostentativ nur über die Lucas-Spielberg-Schiene annähert. Zwar vollzieht er damit korrekt die historische Mainstreamrezeption / Verortung dieses Kinos nach, aber er übernimmt damit doch gleichzeitig die Versimplifizierungen von Industrial Light & Magic und Kollegen, die aus der komplexen fantasmatischen Bearbeitung der us-amerikanischen Gesellschaft, die Shangri-La in Lost Horizon war, dann zwangsläufig lediglich einen weiteren Abenteuerspielplatz machen. Und spätestens nach der dritten Star Wars-Referenz reicht es dann doch.
Was aber gefällt, und jetzt, mit ein paar Jahren Abstand wahrscheinlich noch mehr als 2004, ist die Technik. Inzwischen ist sie ein wenig veraltet, das Digitale wirkt stärker ausgestellt, ohne dass die Illusion ganz in sich zusammenbrechen würde (in drei, vier Jahren wird das wahrscheinlich der Fall sein und spätestens in 10 Jahren ist ein Film wie Sky Captain - ebenso wie zahlreiche aktuelle CGI-Produktionen - wohl nicht mehr anschaubar). Sehr schön ist, wie Gwyneth Paltrow durch diese digitale Welt läuft. Sie ist erkennbar nicht Teil von ihr und deshalb muss man auch nie um sie Angst haben, selbst dann nicht, wenn sie von den Füßen eines Riesenroboters zerstampft zu werden droht. Schon ihr ontologischer Status schützt sie, hebt sie in eine andere Sphäre. Irgendwie ist das eine sehr schlüssige Aktualisierung des Starphänomens - auch wenn es natürlich leicht lächerlich wirkt, eine solche Aktualisierung an einer wie der Paltrow nachvollziehen zu wollen, aber was will man machen, das aus sich selbst heraus große Kino ist halt tot.
Auch sehr schön natürlich der running gag mit dem Fotoapparat. Die Unfähigkeit des analogen Apparats, die digitalen Bildwelten festzuhalten. Die materiellen Beschränkungen der alten Technik gegenüber den gehaltlosen Vielheiten der neuen, die einer Reproduktion nicht mehr bedarf, weil sie von Anfang an nichts anderes ist als Reproduktion.

Wet Hot American Summer, David Wain, 2001

David Wains Kinoerstling (sein neuer, schöner Film Role Models startet heute in den Kinos) ist eine durch und durch sympathische Indiekomödie. Eine Aktualisierung des Summer-Camp-Genres mit erfreulich wenig Sundance-Sensibilität und dafür jeder Menge Internet-Nerd-Enthusiasmus. Es geht um den letzten Tag eines Sommerlagers, das für die Beteiligten unterschiedlich erfolgreich verlaufen ist. Noch ein Tag bleib Zeit, das zu erreichen, was man sich vorgenommen hat (ie: Sex, hauptsächlich). Wain entwirft ein Sammelsurium kleiner Geschichten, das weder einer großen Haupt-Storyline untergeordnet ist, noch darauf angelegt ist, sich zu einem sozialen Panorama zu fügen (das tut es es dann schon irgendwie, aber nur nebenbei und nur nebenbei kann so etwas funktionieren). Der skurrile kleine Blödsinnseinfall triumphiert mit schöner Regelmäßigkeit über Milieuschilderung, psychologische Realismen und liberal-humanistische Befindlichkeitsfilmerei samt Affirmation des eigenen Underdogstatus (ist auch alles irgendwie drin im Film und manchmal auch auf eher schlimme Art, aber dominiert glücklicherweise nie).
Vieles wirkt noch unbeholfen, zugegeben. Die Mischung im Cast stimmt nicht immer, Janeane Garofalo drängt sich oft ungebührlich in den Vordergrund, Michael Ian Blacks Figur bleibt unterentwickelt etc. Aber es gibt genug Sachen, die funktionieren. Paul Rudd zB ist großartig wie immer und dass er 2001 eigentlich schon mehr als doppelt so alt ist wie die Rolle, die er spielt, macht seine ins Grotestke abstrahierte Teenie-Neurose nur noch großartiger.
Wunderbar sind die Ausflüge ins Surreale, die vom Film aus Prinzip nicht schlüssig in die vermeintliche Normalität zurück gebogen werden. Ein Ausflug in die nahe gelegene Kleinstadt beginnt harmlos, läuft dann aber Schnitt für Schnitt aus dem Ruder, bis die Kids mit Spritzen im Arm in der Gosse liegen - nur um wieder einen Schnitt später gut gelaunt ins Camp zurück zu kehren. Auch, dass unter Paul Rudds Aufsicht am laufenden Band Kinder ertrinken und die Zeugen aus dem fahrenden Van geworfen werden, stört im weiteren Verlauf niemand mehr. Und dann wäre da noch die sprechende Konservendose...

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