Friday, February 04, 2011

IFF Rotterdam 2011: Ashes of Time Redux, Wong Kar Wai

Zwei langsame Zooms auf das Gesicht Maggie Cheungs dominieren das Ende des Films (wenn es denn noch ein Film ist). Dass das genuine Sehnsuchtsbilder sein sollen, das kaufe ich dem Film nie im Leben ab. Wenn sie für eine Sehnsucht stehen, dann für die Sehnsucht nach einem letzten Residuum von Welt in einem ins aquarellige verschobenen Pixelbrei. Der Zoom möchte noch einmal etwas greifen können, nicht diese eine Frau speziell, die ist so egal wie der Mann, der sie begehrt, aber eine Hautreflektion, eine Muskelbewegung, die man körperlich nachfühlen, wiedererkennen kann. Aber es hilft nichts, das Aquarell siegt, Maggie Cheung verwandelt sich wieder und wieder in ihren eigenen Pop-Art-Siebdruck, den Mann aus der Leinwand ausschneiden und ins Museum hängen möchte.
Ein sonderbarer, absurder Film, dessen Existenz ich mir nicht so recht erklären kann. Richtiggehend brutal fühlt es sich an, wie Wong Kar Wai seine eigenen Bilder kaputt macht, zukleistert, entleert, wie er das Band zur Welt mit ebenso entschlossener wie unreflektierter Geste kappt. (Nicht, dass der neue Film ganz ohne Reiz ist, es gibt einige schöne Fetischszenen und Lichtdramaturgien, aber gerade die Panoramaaufnahmen sehen tatsächlich katastrophal aus). Irgendwie ist das die endgültige Verdinglichung des Visuellen - Bilder, die nicht nur von ihrem referentiellen Objekt, sondern gleich von sich selbst entfremdet werden - aber andererseits stellt sich die Frage, was das ökonomisch (und zeichenökonomisch) soll. Der Schritt in Richtung Video Art ist nicht konsequent genug, die Voice-Over-Erzählung biegt immer noch jeden Farbklecks in die Narration zurück; gleichzeitig funktioniert Ashes of Time Redux als Genrekino - eigentlich überhaupt: als Kino - eben doch gar nicht mehr.

2 comments:

Ekkehard Knoerer said...

Klingt nach einem konsequenten Schritt in Wong Kar-weis überaus bedauerlicher künstlerischer Entwicklung.

Lukas Foerster said...

der schritt ist so radikal und sonderbar, dass er mich doch schon wieder ziemlich fasziniert hat. allerdings misstraue ich auch ein wenig meiner seherfahrung, da die 35mm-kopie, die in rotterdam gezeigt wurde, schon relativ abgenutzt war und da es vermutlich ohnehin sinnvoller wäre, sich die redux-version auf blu-ray anzusehen.