Dem Film eilt sein Ruf voraus; dass er das zu Recht tut, erkenne ich schon daran, dass er dann doch ganz und gar anders war als alles, was ich mir über ihn ausgedacht hatte. Bezaubert hat mich vor allem sein ganz und gar verquerer, aber dabei doch nicht holpriger Rhythmus: die anfängliche Verschleppung, die sich dann über fast zwei Drittel des Films hinzieht, in denen Der Perser und die Schwedin zu gefühlten 80% aus Tanzszenen besteht, genauer gesagt Tanzvorführungen. Eine Flamenco-Show (die wird besonders ausführlich zelebriert, parallel geschnitten die erste Annäherung des Persers an die - erste - Schwedin), irgendetwas Karibisches, ein indischer Tanz, dann auch mal ein, zwei eher klassische Cabaret-Nummern. Dazwischen Großstadtmontagen, erst Stockholm (?), dann plötzlich Soho; Handlungssplitter, in denen auch einmal andeutungsweise die iranische Exilcommunity auftaucht, die sich aber vor allem mit dem Auswechseln der ersten durch die zweite Schwedin beschäftigen - praktischerweise wohnen die beiden zusammen, in einer tollen Szene geraten sie sich ein klein wenig in die Haare; die erste hat blonde, außerordentlich voluminöse Haare und wiegt sich während des Gesprächs in der Hüfte, wie einem Takt folgend, der nur für sie hörbar ist, die zweite hat eine Jean-Seeberg-Frisur und bewegt sich lange mit einem offenen, aber doch leicht ironischen Lächeln durch den Film, als würde sie sich über die sanften (!) Ungeheuerlichkeiten des Films ähnlich amüsieren, wie ich das getan habe - bis das Unheil zuschlägt.
Gelegentlich gibt es außerdem einen Voice-Over, zeittypisch unentspannt intoniert zwar, aber es wirkt fast rührend hilflos, wie er aus den lose aneinander gefügten, größtenteils sich ganz im gegenteil ziemlich entspannt anfühlenden Szenen eine Spielfilmhandlung zusammenzufügen versucht, die dann auch noch gleich, von Anfang an, eine Moral enthalten soll: Das Lotterleben, das der Perser, ein Medizinstudent ("Institut für Tropenmedizin und Hygiene" steht glaube ich auf der Tür, durch die er gelegentlich tritt und die auch schon die einzige Manifestation seiner akademischen Ambitionen darstellt) namens Mustapha, in Schweden führt, das kann natürlich nicht lange gut gehen. "Bekannt wie ein bunter Hund", vor allem in der Damenwelt: "Mädchen bedeuten ihm alles", usw.
Dann plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Melodram (eingeleitet, wie durch eine Synkope, mit einer Achterbahnszene und ein paar Einstellungen medical horror), um eine Schwangerschaft, die vielleicht ursprünglich (nicht aber in der deutschen Synchro) mit einer Abtreibung endet, mit einer sonderbaren Szene, die im Iran spielt, wo, vor ein wenig steril und modernistisch anmutender Kulisse die Vorzüge der einheimischen Frauen diskutiert werden. In dieser Phase gibt es dann abstruse Überbetonungen, zum Beispiel, wenn Mustapha, nachdem vorher sein Studium nicht die geringste Rolle mehr gespielt hatte, plötzlich ganz unbedingt rechtzeitig zu einer Prüfung erscheinen muss und sein ganzes Zimmer mit entsprechenden Hinweisen drapiert hat. Als dann der Wecker klingelt, hat er dann trotzdem wieder kein Bock, aufzustehen, will nicht so recht in die Handlung hinein, lieber wieder zurück driften in den ersten Filmabschnitt, zwischen die Frauen, zwischen die Tänze.
So schnell, wie es in den Film eingedrungen ist, driftet das Melodram dann auch wieder weg, die sonderbarste Tanzszene hebt sich der Film für den Schluss auf, für eine Feierlichkeit, die man zunächst für die Hochzeit Mustaphas mit der zweiten Schwedin halten könnte (vielleicht ist sie das auch; aber höchstens: auch), dann vielleicht sogar als seinen Initiationsritus ins Schwedentum... am Ende rennt er einfach, durchaus euphorisch, aber ohne erkennbares Ziel, hinaus, in die Kälte, in eine Freiheit, von der der Film irgendwie auch als Ganzer erzählt: endgültig weg von der Familie, weg von der community, weg vom deutschen Synchro-Voice-Over. Der Hauptdarsteller ist auch Regisseur, ziemlich sicher auch Drehbuchautor, vermutlich Produzent und Finanzier, wie viele Exiliraner er für dieses wundervolle und erstaunlicherweise nicht ein bisschen narzisstisch sich anfühlende Schelmenstück um ihre Ersparnisse gebracht hat, weiß ich nicht, wird wohl auch kaum noch in Erfahrung zu bringen sein. Er wurde jedenfalls hinterher im Kino nie wieder gesehen.
Gelegentlich gibt es außerdem einen Voice-Over, zeittypisch unentspannt intoniert zwar, aber es wirkt fast rührend hilflos, wie er aus den lose aneinander gefügten, größtenteils sich ganz im gegenteil ziemlich entspannt anfühlenden Szenen eine Spielfilmhandlung zusammenzufügen versucht, die dann auch noch gleich, von Anfang an, eine Moral enthalten soll: Das Lotterleben, das der Perser, ein Medizinstudent ("Institut für Tropenmedizin und Hygiene" steht glaube ich auf der Tür, durch die er gelegentlich tritt und die auch schon die einzige Manifestation seiner akademischen Ambitionen darstellt) namens Mustapha, in Schweden führt, das kann natürlich nicht lange gut gehen. "Bekannt wie ein bunter Hund", vor allem in der Damenwelt: "Mädchen bedeuten ihm alles", usw.
Dann plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Melodram (eingeleitet, wie durch eine Synkope, mit einer Achterbahnszene und ein paar Einstellungen medical horror), um eine Schwangerschaft, die vielleicht ursprünglich (nicht aber in der deutschen Synchro) mit einer Abtreibung endet, mit einer sonderbaren Szene, die im Iran spielt, wo, vor ein wenig steril und modernistisch anmutender Kulisse die Vorzüge der einheimischen Frauen diskutiert werden. In dieser Phase gibt es dann abstruse Überbetonungen, zum Beispiel, wenn Mustapha, nachdem vorher sein Studium nicht die geringste Rolle mehr gespielt hatte, plötzlich ganz unbedingt rechtzeitig zu einer Prüfung erscheinen muss und sein ganzes Zimmer mit entsprechenden Hinweisen drapiert hat. Als dann der Wecker klingelt, hat er dann trotzdem wieder kein Bock, aufzustehen, will nicht so recht in die Handlung hinein, lieber wieder zurück driften in den ersten Filmabschnitt, zwischen die Frauen, zwischen die Tänze.
So schnell, wie es in den Film eingedrungen ist, driftet das Melodram dann auch wieder weg, die sonderbarste Tanzszene hebt sich der Film für den Schluss auf, für eine Feierlichkeit, die man zunächst für die Hochzeit Mustaphas mit der zweiten Schwedin halten könnte (vielleicht ist sie das auch; aber höchstens: auch), dann vielleicht sogar als seinen Initiationsritus ins Schwedentum... am Ende rennt er einfach, durchaus euphorisch, aber ohne erkennbares Ziel, hinaus, in die Kälte, in eine Freiheit, von der der Film irgendwie auch als Ganzer erzählt: endgültig weg von der Familie, weg von der community, weg vom deutschen Synchro-Voice-Over. Der Hauptdarsteller ist auch Regisseur, ziemlich sicher auch Drehbuchautor, vermutlich Produzent und Finanzier, wie viele Exiliraner er für dieses wundervolle und erstaunlicherweise nicht ein bisschen narzisstisch sich anfühlende Schelmenstück um ihre Ersparnisse gebracht hat, weiß ich nicht, wird wohl auch kaum noch in Erfahrung zu bringen sein. Er wurde jedenfalls hinterher im Kino nie wieder gesehen.
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