Thursday, March 05, 2015

Lexikon des anderen Films 2 / Taking a Chance on Karlson 8: Wife Wanted, Phil Karlson, 1946

Ich stelle mir die Storykonferenz vor, auf der die folgende Filmidee vorgestellt wird: In einem Bürogebäude befinden sich Tür an Tür: eine Heiratsvermittlung (bzw: "Friendship Club") und das Büro eines Immobilienmaklers. Was könnten die beiden Unternehmen miteinander zu tun haben? Wie wird daraus ein Film? Ganz klar: Die Damen vom halbseidenen Friendship Club werden angeheuert, um die ehrenwerten Kunden des Maklers in verfängliche Situationen zu bringen und sie dadurch zu für sie unvorteilhaften Geschäften zu erpressen. Interessant, dass der Film eher die Heiratsvermittlung als das Immobiliengeschäft als ein "racket" darstellt, das es auszumerzen (bzw eben: filmisch auszubeuten) gilt.

Die Storykonferenz fand an der poverty row statt, bei Monogram Pictures, jenem Studio, dem Godard 14 Jahre später A bout de souffle widmete. Entsprechend fettfrei und dynamisch ist die Inszenierung. Die Häuser, die das racket den armen, hilflosen Männern andrehen will, sind von lichter, modernistischer Schönheit, aber wo es am allerschönsten ist, auf dem Balkon, lauert der Tod. Kein Begehren ohne Besitz. Den short end of the stick bekommt allerdings die Hauptfigur ab, eine ehemalige Hollywoodschauspielerin, die eine Karrierekrise ins Heiratsvermittlungsgeschäft drängt. Hauptdarstellerin Kay Francis (in ihrer letzten Rolle) hat eine großartig verkratze Stimme.

No comments: