Die manierierte und in diesem Fall in mancher Hinsicht unmotiviert komplizierte narrative Struktur versucht Nolan durch einen extrem simplifizierten Bildaufbau auszugleichen. Großaufnahmen der Gesichter der Hauptfiguren dominieren den gesamten Film, verbunden mit exzessivem Weichzeichnereinsatz im Hintergrund. Letzterer weisst eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den grafischen Pattern der frühen dreidimensional animierten Computerspielen aus den späten Neunziger Jahren aufweist. Das Bordwellsche System der Intensified Continuity in Reinform. Nolan macht sich gar nicht erst die Mühe, eine lebendige Diegese aufzubauen, da diese der brutalstmöglichsten Drehbuchverwirklichung im Weg stehen würde: Alles, was gezeigt wird, hat Bedeutung und deshalb wird nur gezeigt, was Bedeutung hat.
Umso ärgerlicher in einem Film, der zumindest ansatzweise - im Gegensatz zum Großteil der Blockbusterkonkurrenz - auf einer historischen Gebundenheit seines Materials beharrt. Doch auch Thomas Edison wird auf eine Position unter vielen anderen im Nolanschen Zeichensystem reduziert. Die Bilder werden, auch durch Hans Zimmers allgegenwärtigen Soundtrack, nicht nur jeglichem Resonanzraum in ausserfilmischen Diskursen beraubt sondern verhindern auch jegliches Ausscheren des Zuschauers aus dem - trotz doppelter Rücklende - alles mit sich fortreissenden Strom der Erzählung. Jede Sequenz, jede Szene, jede Einstellung wird der narrativen Dominante untergeordnet. Die Einführung beschränkt sich auf eine hochkodifizierte Montagesequenz, dann muss es sofort weiter gehen.
Auch die Charakterentwicklung, traditionell das Steckenpferd der imdb-Userreviews wie des amerikanischen Qualitätskinos, folgt ähnlichen Regeln. Dem "Geheimnis", das beide Protagonisten in sich tragen, wird alles untergeordnet. Nur selten mischt sich in die Affektlogik ein wenig Subversion. So etwa im Falle des Selbstmordes Sarahs. Für einen Moment funktioniert die Maschinerie Nolans nicht mehr. Doch der nächste Storytwist wartet schon...
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