Eine Szene aus Cheers 3.11 "Peterson Crusoe", die später zu einer Art "Robinson Crusoe, von der Kneipe aus betrachtet" wird: Norm Peterson, Stammgast, hat Angst vor einer Krebserkrankung, nachdem bei einer Routineuntersuchung eine Anomalie festgestellt wurde. Er setzt sich zunächst, nachdem er die Kneipe betritt, direkt auf den Flur, lässt sich dann von seinen Freunden zu einem Tisch im Eingangsbereich begleiten. Das Telefon klingelt, seine Frau ist am Apparat, sie hat Neuigkeiten und möchte ihn sprechen. Er steht auf und geht in Richtung Telefon. Bewegt sich entlang einer Seite der rechteckigen Bar, um die herum die Serie organisiert ist, jener Seite, die der Kamera immer zugewandt ist, in jeder einzelnen Folge. Die Kamera fährt zurück, begleitet ihn auf seinem Weg, filmt ihn dabei weiter schräg von vorne, einen dead man walking, oder eben vielleicht doch nicht. Nur wenige Sekunden dauert das, trotzdem eine ergreifende Passage, einer der tollsten tracking shots, die ich in letzter Zeit gesehen habe (nun gut, ich habe zuletzt viele frühe Ozu-Filme gesehen, also: die ich außerhalb früher Ozu-Filme gesehen habe). Man sieht an dieser Szene, wie sich in den besten Sitcoms scheinbare Beschränkungen in Stärken verkehren. Wie dann plötzlich in einem scheinbar bloß funktionalen Raum wieder jeder Meter zählt, jeder Schritt registriert wird. Und wie die Serie ein Mitfühlen erlaubt, ohne, dass sie es einem aufdrängen würde; Norm Peterson hat seinen Moment, sein stiller Affekt stellt auch die Serie still, aber dann folgt der Umschnitt, bald die nächste Pointe, der Affekt fließt wieder in die Gemeinschaft zurück, spiegelt sich, bricht sich, wird vermittelt, löst (bei Norm selbt) eine kleine Psychose aus usw.
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