Friday, July 20, 2012

Getsuyobi no yuka, Only on Mondays, Ko Nakahira, 1964


Am Hafeneingang, auf einer brüchigen Mole sitzt die Prostiuierte, neben ihr steht ihr Zuhälter. Sie rennen beide auf das einfahrende Schiff zu. Der Film schneidet dann aber direkt auf die Landung, auf die Besatzung, die ans Land heruntersteigt, dann geht es weiter zum Empfang der Matrosen, schließlich in die Stadt hinein, in einer wilden Fahrt, in subjektivierten Bildern.

Der Film macht das immer wieder: eine Bewegung setzen, die eindeutig auf ein Ziel hin ausgerichtet ist, sie dann aber unterbrechen, durch eine andere, die den Schwung der ersten, abgebrochenen, mitzunehmen scheint.

Was der Film auch macht: er stellt seinen Bilderfluss still, hält inne auf einem Bild, das wenig zeigt, fast auf einem entleerten Bild, während er "unter dem Bild" (technisch: auf der Tonspur, aber das ist eine Verkürzung) trotzdem weiterläuft. Zum ersten Mal kurz nach der Titelsequenz. Yuka, die Hauptfigur, tanzt im Nachtclub, dann verschwindet sie in der Toilette, die Kamera fokussiert deren Tür und bleibt an ihr hängen, während Männerstimmen sich darüber verständigen, was sie für eine ist. Dann ein Schnitt auf eine Großaufnahme, ein Abgleich. Es gibt im ganzen Film eine Tendenz zu längeren, statischen Motivblöcken, die sich von der Handlung lösen, ohne diese zu suspendieren.

Ein Film, der sehr frei - Schrift ins Bild geschrieben, Slapstickeinlagen, Stummfilmimitationen samt Formatwechsel, Bühnensequenzen, Blütenregen, das in die Zeitung gebrannte Loch, das zum Leuchten des Filmprojektors wird - eine wenig freie Geschichte erzählt; eine Geschichte von Unfreiheit, aus der Perspektive einer Unfreien, die die Unfreiheit in den eigenen Handlungen wieder und wieder und wieder verdoppelt. (Nicht, dass sie mit Sex dem Sex entfliehen will, ist das Problem; sondern, dass sie den Sex hier wie dort nur unter dem Aspekt des Zwangs sehen kann). Auf welcher Seite steht der Stil? Manchmal insitiert er in rührender Hilflosigkeit auf etwas Lebendigem im toten Gesellschaftsganzen. Manchmal sind die unvermittelten Schnitte in die jubilierende Bewegung, die doch nur zur nächsten Demütigung führen, gerade in ihrer Unvermitteltheit einfach nur gehässig: freu du dich nur, du wirst schon sehen, was du davon hast. Aber konsequent ist der Film dabei schon: Wenn Yuka mit Männern allein ist, beruhigt sich der Stil tendenziell, verlangsamt sich zur klassischen szenischen Auflösung. Nur wenn Yuki allein ist, gibt er sich selbst frei (es gibt, mit einem jungen Lover, freie Szenen, aber das sind Szenen einer Täuschung). Toll die Szene kurz vor Schluss, der Höhepunkt, wieder eine Szene mit einem Mann, wieder klassisch aufgelöst, aber jetzt ist der Klassizismus zur Falle geworden; die sich abwechselnden Großaufnahmen verbergen den eigentlichen Sinn der Szene, das Patriarchat wird mit seinen eigenen (filmischen) Mitteln geschlagen.

Die japanische Nouvelle Vague nimmt sich von der französischen oft nur den Stil. Ich schätze sie deswegen nicht weniger; eher mehr.
















No comments: