Wednesday, June 19, 2013

Autry

Sehr gut gefallen mir die Gene-Autry-B-Western von Joseph Kane (was für einen Anteil am gefallen die Regie hat, kann ich mangels Vergleich noch nicht sagen; gut gemacht sind sie zumindest alle), die ich mir zur Zeit gelegentlich anschaue. Knapp einstündige, oft ziemlich wirre Abenteuergeschichten mit Gesangszwischenspielen, die den wilden Westen in einer eher späten Phase der Erschließung zu zeigen scheinen: Die claims sind bereits abgesteckt, haben sich zu grenzfaschistischen Privatmonopolen verestigt, die jetzt wieder aufgebrichen werden müssen. Und zwar von Gene Autry und seinem Anhang, den Agenten des aufklärerischen Blödsinns.

In fast jedem Film gibt es mindestens eine, oft mehrere Szenen, die einfach nur zeigen, wie die Truppe (von jeweils unterschiedlicher Größe, mal ist nur der großartige Smiley Burnette dabei, oft noch einer dieser Wunderheilmittelverkäufer, daneben anderes, von Film zu Film austauschbares Personal) in die jeweilige Siedlung einreitet, harmlose Lieder singend, alsbald eine Show auf einem öffentlichen Platz vorbereitend. Die Truppe kollidiert dann regelmäßig mit irgendeiner bäsartigen Intrige - hinterher kann man oft nicht eonmal genau sagen, wie sie hineingezogen werden, es scheint eher so zu sein, dass das zwei Existenzformen in einer natürlichen Opposition sich befinden. Und dass sich diese Opposition dann irgendwie ausagieren muss.

Auf der einen Seite brutale Zwangsgemeinschaften, die das Recht des Vaters in allen Lebenslagen ausagieren; auf der anderen die alberne Keimzelle einer pluralistischen Gesellschaft, die individuellen Wert nicht von Tradition und roher Gewalt, sondern von der Lautstärke des jeweiligen Spektakels her bemisst. Insofern sind die die Handlung unterbrechenden Showeinlagen kein bloßer Zusatz, sondern der eigentliche Kern der Filme: In ihnen zeigt sich, warum die Autry-Crew über die jeweiligen, streng paternalistischen bad guys der Stunde nicht nur in diesem speziellen Fall, sondern aus einer historischen Notwendigkeit heraus siegen muss.

Längst ist für Autry der wilde Westen zum Spezialeffekt geworden. Nicht nur tritt er bisweilen auch innerhalb der Handlung als Radiostar auf; interessant ist vor allem das wiederkehrende Motiv des "gefälschten / mechanischen Autry": Aus brenzligen Situationen befreit er sich besonders gern mit Tricks, die darauf basieren, dass er mithilfe von Stiefeln, gelegentlich auch mithilfe einer ausgefeilteren Apparatur seine Anwesenheit an einem Ort im Raum simuliert, während er sich eigentlich an einem anderen befindet. Wie alles andere ist die körperliche Identität zu einer Frage der Performanz geworden.

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