Eine amerikanische High-School-Komödie vollzieht derzeit nach, wie leicht die Rebellion gegen Autorität selbst autoritäre Züge annehmen kann. Nicht nur innerhalb des Films selbst: Seit einigen Wochen werden in amerikansichen Städten Partys nach Vorbild der in Project X dargestellten organisiert, mindestens einem Menschen haben sie bereits das Leben gekostet.
Der Party-Exzess, der in Project X von drei sehr generischen High-School-Jungs (Hauptdarsteller Thomas Mann heißt nicht nur tatsächlich so, sondern könnte auch eine echte Entdeckung sein, man muss da allerdings noch ein wenig abwarten) geplant wird, schlägt nicht einfach irgendwann in Gewalt um; die Gewalt ist ihm von Anfang an als strukturierendes Moment eingeschrieben: Territorien werden abgesteckt und verteidigt, jugendliche Schläger mit Elektroschockpistolen und gelben Uniformen ausgestattet und als Wachschutz engagiert. Dass die Party selbst ihre Rechtfertigung vor allem in der Jagd nach sexuellen Attraktionen findet, ist im Genre nichts Neues und ja auch an sich nichts Verwerfliches; allerdings ist die Geschlechteraufteilung in diesem Fall wieder so einseitig, wie sie es selbst in den Sex-Comedies der Achtziger eigentlich kaum einmal war. Und der "found footage"-Stil, in dem der gesamte Film gehalten ist, kommt nur hier zu seinem eigentlichen Recht: in Blicken auf Frauenkörper, die schon in ihrer dispositiven Verfasstheit eine Blickumkehr, einen Perspektivwechsel, ausschließen.
Wenn der Vater den Sohn klammheimlich bewundert, nachdem der das familiäre Eigenheim in Brand gesetzt hat, dann nicht, weil der Sohn ein echtes Gegenmodell zur eigenen, in Wohlstand verhärmten Existenz gefunden hätte; sondern, weil es dem Sohn gelungen ist, den vorher zivilisatorisch halbwegs gebändigten protofaschistischen Unterstrom des eigenen Lebens freizulegen.
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Wednesday, May 16, 2012
Monday, November 12, 2007
The Heartbreak Kid, Peter & Bobby Farrelly, 2007
Die amerikanische Komödie zeigt auch weiterhin die Bilder, die der Rest Holly- und Indiewoods auslässt. Sei es in bester Gross-Out-Tradition üppige Schambehaarung samt Intimpiercing während dem Urinieren oder in einer ziemlich unglaublichen Sequenz der Kampf Ben Stillers und einer Gruppe mexikanischer illegaler Immigranten gegen die amerikanische Grenzpolizei. Mann muss sich die Radikalität, die sich in dem Film verbirgt vor Augen halten: In einer Sequenz wird der inzwischen bereits stark heruntergekommene Ben Stiller bei dem Versuch, in einem Eisenbahnwagon die Grenze zu überqueren, humorlos zusammengeschlagen und kurzerhand wieder aus dem Zug geworfen. Gerade weil vieles allzu krude ist in The Heartbreak Kid (aber gleichzeitig nichts so konsequent antirealistisch wie in Zoolander oder Anchorman), gerade weil die mexikanischen Charaktere allesamt Abziebilder der übelsten Sorte sind, brechen in diesen und ähnlichen Sequenzen reale diskurse mit aller Macht in den Film hinein. Das Drehbuch, ein mit jeder Menge over the top Body Humor angereichertes Standart RomKom-Skript, kann und soll den in alle möglichen Richtungen auseinanderstrebenden Film nicht bändigen.
Die Topografie des Films definiert sich nicht etwa durch die verschiedenen Reisen zwischen Amerika und Mexiko, sondern über die Opposition zwischen Bible Belt (People with Guns) und San Francisco. Im ersteren sitzt eine ausdifferenzierte Redneckfamilie, in letzterem Malin Akerman als Lila, hinter deren hippen Fassade alle Abgründe der Gegenkultur auf einmal versammelt sind: Ungenügende Körperpflege, Drogenkonsum, materielle Selbstausbeutung, Sex als Leistungssport, etwas zu euphorische Aneignung von Popkultur etc. Mexiko (eingefürt jeweils durch wunderbare tourismusaffine Montagen, die von Anfang an klar machen, dass es um den amerikanischen Blick auf das Land geht und nicht etwa um dieses selbst - wie überhaupt der Film bei jeder Gelegenheit in stylische Helikoptershots cum Popmusik ausbricht) dient nur als Katalysator.
Die Topografie des Films definiert sich nicht etwa durch die verschiedenen Reisen zwischen Amerika und Mexiko, sondern über die Opposition zwischen Bible Belt (People with Guns) und San Francisco. Im ersteren sitzt eine ausdifferenzierte Redneckfamilie, in letzterem Malin Akerman als Lila, hinter deren hippen Fassade alle Abgründe der Gegenkultur auf einmal versammelt sind: Ungenügende Körperpflege, Drogenkonsum, materielle Selbstausbeutung, Sex als Leistungssport, etwas zu euphorische Aneignung von Popkultur etc. Mexiko (eingefürt jeweils durch wunderbare tourismusaffine Montagen, die von Anfang an klar machen, dass es um den amerikanischen Blick auf das Land geht und nicht etwa um dieses selbst - wie überhaupt der Film bei jeder Gelegenheit in stylische Helikoptershots cum Popmusik ausbricht) dient nur als Katalysator.
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Wednesday, January 11, 2006
A Dirty Shame, John Waters, 2004
Lange verspürte ich keine rechte Lust, mir das neue John Waters-Werk anzusehen. Den Grund dafür weiss ich nicht recht anzugeben, gehöre ich doch zu denen, die an Waters gezähmten Werken der 90ern nicht allzuviel auszusetzen hatten (und Cecil B. Demented fand ich sogar richtig gut). Vielleicht hatte mich ja Johnny Knoxville abgeschreckt, den ich für "Jackass" liebe aber dessen Filmkarriere ich eigentlich nichts abgewinnen konnte - bis ich mir nun doch A Dirty Shame angeschaut habe.
Denn Waters Neuer ist in jeder Hinsicht ein Fest. Denn A Dirty Shame kehrt fast vollständig zum Stil seiner 70er Jahre Werke zurück und wird wieder mal von einem bombastischen Soundtrack begleitet, der allein den Genuss des Werkes schon wert ist. Man könnte meinen, die heute allgegenwärtigen Obszönitäten (unter anderem aus dem Knoxville-Umfeld) würden den Spass an Waters Genital-Fäkal Overkill ein wenig abschwächen, aber so geballt und präzise und vor allem: so lustig bekommt es eben doch nur Waters hin, der von einem wunderbar aufgelegten Cast unterstützt wir.
Hinzu kommen die herrlich designten Sequenzen, die den Übergang von einem Erregungszustand in einen höheren (was ist damit gemeint? Film anschauen!) verdeutlichen und das beste aus 40 Jahren Exploitation Kino in wunderbarer Weise vereinen. Das ist meilenweit entfernt von den im Vergleich recht öden Zitaten in Serial Mom (obwohl der so schlecht nun auch wieder nicht ist).
Bleibt zu hoffen, dass das angekündigte Hairspray Remake auch hält, was ich mir davon verspreche.
Denn Waters Neuer ist in jeder Hinsicht ein Fest. Denn A Dirty Shame kehrt fast vollständig zum Stil seiner 70er Jahre Werke zurück und wird wieder mal von einem bombastischen Soundtrack begleitet, der allein den Genuss des Werkes schon wert ist. Man könnte meinen, die heute allgegenwärtigen Obszönitäten (unter anderem aus dem Knoxville-Umfeld) würden den Spass an Waters Genital-Fäkal Overkill ein wenig abschwächen, aber so geballt und präzise und vor allem: so lustig bekommt es eben doch nur Waters hin, der von einem wunderbar aufgelegten Cast unterstützt wir.
Hinzu kommen die herrlich designten Sequenzen, die den Übergang von einem Erregungszustand in einen höheren (was ist damit gemeint? Film anschauen!) verdeutlichen und das beste aus 40 Jahren Exploitation Kino in wunderbarer Weise vereinen. Das ist meilenweit entfernt von den im Vergleich recht öden Zitaten in Serial Mom (obwohl der so schlecht nun auch wieder nicht ist).
Bleibt zu hoffen, dass das angekündigte Hairspray Remake auch hält, was ich mir davon verspreche.
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