Ein Großstadtdrama mit epischen Proportionen aus der philippinischen Hauptstadt, die wie der Film aus allen Nähten zu platzen scheint. City After Dark verfolgt mehrere miteinander mal mehr mal weniger lose verknüpfte Handlungsstränge aus den unterschiedlichen sozialen Milieus, die jedoch verbunden werden durch ein schwer zu bestimmendes Moment der Transgression.
Zu Beginn dominieren Liebe und vor allem Sex. Auch wenn der Film, finanziert von einer der größten Produktionsgesellschaften des Landes, grafisch sehr zurückhaltend ist, kann er anfangs fast als Softporno durchgehen. Eine Sexszene folgt auf die nächste, die Küsse werden von Mal zu Mal wilder. Ob hetero oder homo ist dem Film dabei fast egal (letztere Szenen sind nur geringfügig seltener und kürzer). Den Figuren scheint es gleich ganz gleichgültig. Europäische beziehungsweise amerikanische Moralkategorien greifen nicht, egal welcher Coleur, weder repressive noch der libertäre. In City After Dark liegt Homosexualität ungefähr auf einer Ebene mit Kleinkriminalität: Die Mutter schimpft ein bisschen, aber im Grunde macht es jeder.
Alle Episoden bewegen sich tendenziell von der Lust zur Zerstörung. Mit zunehmendem Verlauf des Films verschwindet der Sex. Der Exzess (stilistisch wie inhaltlich) steigert sich dessen ungeachtet ins Unermessliche. Ziemlich unglaubliche Dinge geschehen. In einer Szene, die hier beschrieben und zurecht mit Buster Keaton verglichen wird, zerlegt ein Ehepaar ihre gesamte Wohnung, nachdem sie von der Drogensucht ihres Sohnes erfahren haben. Die Absurdität dieser Bilder, die jedoch immer mehr ist als bloße Absurdität, nämlich das Ventil einer existentieller Verzweiflung, die im herkömmlichen Narrativ nicht transportiert werden könnte, wird noch unterstrichen durch das Framing: Am Ende der Sequenz schneidet Bernal in die Totale, der Familienkrieg wird in die urbane Umgebung eingeschrieben.
Später folgt unter anderem noch eine längere, großartige Sequenz, in welcher Bernal seinen Protagonisten eine letztes Utopie gönnt. Das Bad im Meer verwandelt sich in ein psychedelisches Farbenspiel, der Film kennt endgültig kein halten mehr.
Bald darauf geht es so ziemlich allen Figuren an den Kragen. Vor allem den Frauen. Eine wird niedergestochen, die Nächste schwanger sitzengelassen. Eine dritte wird zur Prostitution gezwungen in der vielleicht niederschmetterndsten Szene des Films überhaupt: Ihre Zuhälter kommen, um sie abzuholen, sie wehrt sich minutenlang, schreit, schlägt und tritt auf ihre Entführer ein, ruft um Hilfe. Das alles passiert mitten auf den Straßen Manilas und ist selbstredend vergeblich. Bernal schneidet die Szene nicht, die Kamera registriert und kann nicht eingreifen.
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